Ehrenmorde Geschichte: Nicole B. (2009) - Investigate Honor Killing

Nicole B.
geboren: 1968
erstochen: 25. März 2009
Wohnort: Hamburg
Herkunft: Opfer: Deutschland; Täter: Türkei
Kinder: 1 Sohn (zur Tat 9 J.)
Täter: ihr Exfreund Suat (zur Tat 40 J.)

Die dreijährige Beziehung zwischen Nicole und Suat ist von seiner Gewalt und seinem Kontrollwahn geprägt. Einmal ohrfeigt er sie so heftig, dass ihr Trommelfell reißt. Acht Anzeigen liegen gegen den Bodybuilder vor.

Nach der Trennung erwirkt Nicole eine Einstweilige Verfügung, nach der Suat sich ihr nicht mehr nähern darf. Der Montagearbeiter schickt seine Schwester zu ihr, damit sie die Anzeige zurückzieht – was sie aber nicht tut.

Nicole arbeitet in einem Fitnesscenter in Hamburg Othmarschen. Am 25. März 2009 lauert Suat ihr im Parkhaus auf. Nicole schließt sich ins Auto ein. Suat schlägt die Scheibe ein, öffnet die Tür und ersticht seine Exfreundin mit 36 Stichen. Nicole verblutet auf dem Fahrersitz. Ein Kollege findet sie.

Zwei Tage später geht Suat zur Polizei, behauptet unschuldig zu sein und verweigert ansonsten die Aussage. Die Polizei lässt ihn wieder gehen. Erst später findet man Faserspuren seiner Hose im Auto der Getöteten.

Vor Gericht schweigt Suat zunächst, gesteht dann aber die Tat.

Die Staatsanwaltschaft spricht erst von Mord, plädiert später auf Totschlag. Die Verteidigung beschreibt Suat als äußerst eifersüchtig und Mann mit großen Verlustängsten. Er habe an dem Tag mit Nicole über die Beziehung sprechen wollen und dabei sei ihm klar geworden, dass die Trennung endgültig ist. Weiter sagt die Verteidigung, Nicole sei wohl zu freiheitsliebend für den depressiven Täter gewesen.

Der Täter war zuvor 13 Jahre verheiratet und hat aus dieser Ehe einen zur Tat 10jährigen Sohn. Am 20. November 2009 wird Suat zu achteinhalb Jahren Gefängnis wegen Totschlags verurteilt.

Was ist ein Ehrenmord?

Ein Ehrenmord ist ein Mord im Namen der Ehre. Wenn ein Bruder seine Schwester ermordet, um die Familienehre wiederherzustellen, handelt es sich um einen Ehrenmord. Nach Ansicht von Aktivisten sind die häufigsten Gründe für Ehrenmorde, wenn das Opfer:

die Zusammenarbeit in einer arrangierten Ehe verweigert.
die Beziehung beenden will.
das Opfer einer Vergewaltigung oder eines sexuellen Übergriffs war.
wurde beschuldigt, eine sexuelle Beziehung ausserhalb der Ehe zu haben.

Menschenrechtler gehen davon aus, dass jedes Jahr 100.000 Ehrenmorde verübt werden, von denen die meisten den Behörden nicht gemeldet werden und einige sogar von den Behörden selbst absichtlich vertuscht werden, zum Beispiel weil die Täter gute Freunde von örtlichen Polizisten, Beamten oder Politikern sind. Gewalt gegen Mädchen und Frauen ist immer noch ein ernstes Problem in Pakistan, Indien, Afghanistan, Irak, Syrien, Iran, Serbien und Türkei.